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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 23

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 79. Die Fürsten und der Adel. 23 bringen. — Daß aber gerade die selbständige Stellung der Fürsten wiederum von heilsamen Folgen begleitet war und eine Voraussetzung zur Wiedererweckung des nationalen Sinnes wurde, das werden wir in der nächsten Periode sehen. B. Kulturgeschichtliches aus dem Zeitalter der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges. § 79. Die Fürsten und der Adel. 1. Viele Fürsten wurden im 16. Jahrhundert von der resormatorischen Bewegung mächtig ergriffen (Sachsen, Hessen, Württemberg, Brandenburg ac.). Angeregt durch den Zug der Zeit, befaßten sie sich dann eingehend mit religiösen Fragen und eigneten sich zuweileu eine so umfassende kirchliche Gelehrsamkeit an, wie solche sonst nur bei den Theologen anzutreffen war. Der in ganz Deutschland entbrannte Geisteskampf gab vielfach dem Sinn eine ernste Richtung und veranlaßte gar manche Landesherren, sich mehr und angelegentlicher, als bisher, um Wohl und Wehe der Untertanen zu kümmern. Die meisten zur Reformation übergetretenen Fürsten, aber auch katholische, sorgten für Verbesserung des Gottesdienstes, für gründlichere Unterweisung der Jugend, für Vermehrung der Schulen und erwarben sich somit Verdienste um die Bildung und Gesittung des Volkes. Es gab freilich auch solche, welche sich durch die religiöse Bewegung in ihrem heiteren Lebensgenuß nicht stören ließen und die in gewissenloser Weise die aus der Einziehung geistlicher Güter erhaltenen Summen zur Füllung der eigenen Kassen und zur Deckung der Ausgaben benützten, welche ihnen ans der Veranstaltung prunkvoller Feste und üppiger Schmausereien erwuchsen. — Allmählich wurde es üblich, Bücher- und Kunstsammlungen anzulegen (Rudolf Ii.). Verschiedene Fürsten kauften Gemälde Albrecht Dürers, Holzschnitte, Kupferstiche, alte Münzen, Waffen, Arbeiten der Goldschmiede von Nürnberg (Herzog Albrecht V. von Bayern legte den Grund zu einer Gemäldegalerie, begründete die Münchener Staatsbibliothek und errichtete ein Gymnasium). — Das Familienleben war in den besseren fürstlichen Häusern ein inniges und verlies nach deutscher Art in einfacher Weise. Die Fürstin war noch in Wahrheit die Hausfrau ihres Hofes, beaufsichtigte die Küche und erschien manch- Die Fürsten im Reformationszeitalter.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 26

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
26 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. Wohlhabenheit und die große kirchlich-religiöse Bewegung der Zeit erhöhte das Selbstgefühl der Bürger und deren Liebe zu Freiheit und Unabhängigkeit. Vermehrter Besitz und bessere Bildung machten stolz und lebensfroh, verleiteten aber auch zur Entfaltung übermäßiger Pracht, Verschwendung in Kleidung und zu sinnlichem Genuß. Diesem bedenklichen Hange suchten dann die Luxusgesetze zu steuern, welche von Landesherren oder von den Magistraten erlassen wurden, und z. B. vorschrieben, wie viel Gäste zu Tauseu, Hochzeiten und Leichen-schmausen geladen, wieviel Ellen Tuch für männliche und weibliche b) nachgdem Kleidung verwendet werden durften. — Der große Krieg jedoch warf die Städte in ihrer Entwicklung um Jahrhunderte zurück. Viele von den kleinen städtischen Gemeinwesen wurden so zerstört, daß sich bei der allgemeinen Armut der Bevölkerung, dem Mangel an Tatkraft und Unternehmungsgeist nur schwer neue Ansiedler fanden, welche den Wiederaufbau begannen. Die größeren, wohlbefestigten Städte hatten unter beständigen Belagerungen zu leiden und wurden zudem durch Plünderungen und hohe Kriegskontributionen erschöpft. Die Kraft der Bürger war gebrochen, der meist aufstrebende, lebensfrohe Geist mutiger Selbständigkeit geschwunden und daher war das Bürgertum unfähig, eine neue Periode der Entwicklung einzuleiten. Dieser Verfall offenbarte sich schort in der äußeren Erscheinung der Städte. Noch am Ende des 16. und in der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts entstanden herrliche Rathäuser im edlen Renaissancestil, sowie eine Anzahl prächtiger Privathäuser, welche beredtes Zeugnis vom Reichtum der Bürgerschaft und dem in ihr herrschenden Geschmack ablegten (Rathaus zu Rothenburg o. Tbr. 1573, Nürnberger Rathaus 1621, der Ottheinrichsban am Schlosse zu Heidelberg 1559, das sog. Peller-haus in Nürnberg 1606). Was später an öffentlichen Gebäuden aufgeführt wurde, war im Vergleich zu früheren Werken nüchtern, kahl, ärmlich. Das Wiederaufblühen der Städte knüpfte sich zumeist an die Fürsten. Bis ins 19. Jahrhundert hinein zeigten mit wenigen Ausnahmen nur die Residenzen das Ansehen, den Glanz und die Blüte echter Städte. Die Fürsten taten viel zur Verschönerung, errichteten Anlagen und schufen prunkvolle Schlöfser, jedoch nicht mehr im edlen Geschmack des Reformationszeitalters, sondern in dem mit Pracht überladenen Zopfstil, der von Italien und Frankreich nach Deutschland verpflanzt wurde. Der Handel: 3. Der deutsche Handel erlitt schon im 16. Jahrhundert einen s,) vor dem Krieg. ~ , r. , r~ s < rrs- nv- ,r. , , \ , empfindlichen Schlag. Die Aufsindung des Seeweges nach Ostindien und die Entdeckung Amerikas lenkten den Weltverkehr in andere Bahnen und verschafften den an der Küste des Atlantischen Ozeans gelegenen Staaten: Portugal, Spanien, Frankreich, England, Holland ein Übergewicht vor Deutschland und Italien, welche Staaten bisher im Aus-

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 29

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 81. Geistiges und sittliches Leben. 29 Wohl wurde den Künstlern noch nicht die ihnen gebührende Wertschätzung entgegengebracht; denn nur selten erhob man sie über den Kreis der Handwerker. Es fehlte eben den Fürsten und Bürgern das Verständnis zur Würdigung ihrer Schöpfungen. Nichtsdestoweniger aber rang sich der Genius eines Albrecht Dürer in Nürnberg (f 1528), eines Hans Holbein des Jüngeren aus Augsburg (j 1543 in London) zu bewundernswerten Leistungen empor. Sie, wie auch Lukas Kran ach aus Kronach in Franken (f 1553), der Freund Luthers, gewannen durch ihre Kupferstiche und Holzschnitte Einfluß auf den Gefchmack der Menge. — Als Erzgießer ragt Peter Bischer (f 1529), als Bildschnitzer Veit Stoß (f 1533) hervor, beide in Nürnberg. — Charakteristisch für die Baukuust jener Zeit war der vom Geist der Antike belebte Kunststil (Renaissancestil), der sich am Ausgauge des 15. Jahrhunderts in Italien entwickelte. (Rothen-burger Rathaus 1573, Nürnberger Rathaus 1621, Ottheinrichsban des Heidelberger Schlosses 1559, Pellerhaus in Nürnberg 1606). 3. Der fruchtbarste und bedeutendste Dichter des 16. Jahr- ®ic|J3eunb Hunderts war der Nürnberger Schuster und Meistersänger Hans Sachs (1494—1576), der in zahlreichen Dichtungen (Liedern, Schwänken, Fastnachtsspielen 2c.) eine fcharfe Beobachtungsgabe, heitere Laune, ergötzlichen Humor und sittlichen Ernst offenbarte. Ein anderer nennenswerter Dichter jener Zeit war Jo H. Fischart aus Mainz (geb. um 1550), der, wie auch Sebastian Br ant ans Straßburg (f 1521), die Gebrechen und Fehler seiner Zeit mit beißendem Witze geißelte. — Für die Entwicklung der deutschen Sprache erlangte Martin Luther eine epochemachende Bedeutung durch die Übersetzung der Bibel (Neues Testament 1522, die volle Bibel 1534), die er mit peinlicher Sorgfalt und unter Berücksichtigung der Anschauungsund Ausdrucksweise des Volkes vornahm. Im Hinblick auf die weite Verbreitung, welche die Bibel im deutschen Volke gefunden hat, kann Luther gleichsam als Begründer der neuhochdeutschen Sprache angesehen werden. 4. Das 16. Jahrhundert zeigt, wie wir gesehen, in Wissenschaft Verkümmerung und Kunst treibende Kraft und Lebensfülle, einen schöpferischen Geist. _bsjben?mn Wie erbärmlich sah es dagegen 100 Jahre später aus bei dem 17' '$ai^Unbert schlecht, „das aus deu Wirren und Wehen des Dreißigjährigen Krieges" hervorgegangen! Die Universitäten waren verödet (Heidelberg hatte 1626 noch zwei Studenten). Unter den Professoren herrschte große Unwissenheit oder eine trockene, geist- und gedankenlose Schul-gelehrsamkeit, unter den Studenten eine entsetzliche Roheit der Sitten. Viele Gymnasien waren eingegangen; die Kriegsstürme hatten Lehrer und Schüler vertrieben. Den Fürsten und Bürgern war der Sinn für wissenschaftliche Bestrebungen entschwunden. Der berühmte

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 260

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
260 Xi. Bayerische Geschichte. In der mannigfachsten Weise kam diese deutsche Gesinnung zum Ausdruck. Einige Äußerungen derselben: Als Napoleon das Deutsche Reich zu gründe gerichtet hatte, die deutschen Stämme am meisten unter seiner Tyrannei seufzten und Deutschland also auf der tiefsten Stufe seiner Erniedrigung angelangt war, da faßte der patriotische Wittelsbacher den Gedanken, dem Ruhme des deutschen Volkes eine Halle der Unsterblichkeit zu errichten. Es reifte der Plan zur Walhalla bei Regensburg, iu welcher die Büsten derjenigen Deutschen aufgestellt werden sollten, die sich als Regenten, Staatsmänner, Feldherren, Gelehrte und Künstler durch Entfaltung ungewöhnlicher Die Walhalla bei Negensburg. Geistesgaben unsterbliche Verdienste erworben hatten. Bei der Grundsteinlegung des stolzen Baues sagte der König die Worte: „Mögen, so wie diese Steine sich zusammenfügen, alle Deutschen kräftig zusammenhalten!" Bald nach der Eröffnung der Walhalla (1842) tauchte in Ludwigs Seele der weitere Gedanke auf, der Erinnerung an die glorreiche Erhebung ganz Deutschlands gegen Napoleon ein Denkmal zu widmen. In Ausführung desselben erhob sich die Befreiungshalle bei Kelheim (eröffnet den 18. Oktober 1863), auf deren Mosaikboden sich die beherzigenswerte Inschrift befindet: „Möchten die Teutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf notwendig machte und wodurch sie gesiegt!" Als weitere Äußerung der Liebe des Königs zum

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 262

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Förderung der Kunst. 262 Xi. Bayerische Geschichte. deihen der Hochschule vorhanden sei als in der Provinz; ferner berief er dahin hervorragende Träger der wissenschaftlichen Forschung, so die Naturforscher Oken (f 1851) und Schubert (1,1860), den Historiker Görres (f 1848), den Altphilologen Thier sch (f 1860), den Sprachforscher Schneller (f 1852), den Philosophen Schelling (t 1854), den Theologen Ignaz Döllinger (f 1890). — Nicht unerwähnt bleibe, daß unter Ludwig I. Gabelsberger (f 1849) in München sein System der Stenographie erfand bezw. vervollkommnete und daß Professor Stein heil den ersten galvano-magnetischen Telegraphen zwischen München und der Sternwarte Bogenhansen errichtete (1837). 6. Was aber auch immer der König zur Pflege der Wissenschaften und zur Hebung der materiellen Wohlfahrt seines Volkes beitrug, der Glanzpunkt seiner Verdienste liegt auf dem Gebiete der Kunst. Das Reich des Schönen war die Heimat feiner Seele und die Anschauung eines vollendeten Kunstwerkes war ihm eine nnversiegliche Quelle des reinsten und höchsten Genusses. So fühlte er auch den inneren Beruf, den unwiderstehlichen Drang, die Darstellung des Schönen in Archi-tektnr, Bildner ei und Malerei anzuregen und in königlicher Weise zu fördern. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so tauchten die mannigfachsten Pläne zur Verschönerung Münchens in dem phantasievollen Geiste des Königs auf. „Ich will aus München eine Stadt machen, die Deutschland so zur Ehre gereichen soll, daß keiner Deutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat." So sprach er und er hielt Wort. Die gefeiertsten Meister der Zeit — es seien nur die Maler Cornelius (f 1867), Kaulbach (f 1874), Schwind, Rottmann (f 1850), die Bilbhauer Thorwalbsen (f 1844), Rauch (f 1857) und Schwanthaler (f 1848) genannt — unterstützten ihn in der Durchführung seiner großen Absichten. Ein Prachtbau kirchlichen ober profanen Charakters erhob sich nach dem anberen, an welchen die historischen Stilarten zur Darstellung kamen; eine Reihe schöner Denkmäler, worin der König seiner Verehrung für Fürsten, Felbherren, Dichter und Gelehrte pietätvollen Ausbruck verlieh, würde hervorgezaubert und eine reiche Sammlung von Geinälben der älteren und der neueren Zeit, fowie von kostbaren Bilbhanerarbeiten angelegt. München schwang sich bnrch alle bieje Schöpfungen zur hervorrageubsteu Pflegstätte der bilbeubert Künste in Dentschlanb empor. Die wichtigsten Bauten und Kunstwerke, die Ludwig I. ihre Entstehung verbanden: a. Kirchliche 93autett: die Allerheiligen-Hofkirche (byzantinisch) nach dem Bauplan von Kleuze; die Maria-Hilfkirche in der An (gotisch) von Ohlmüller; die Ludwigskirche (romanisch) von Gärtner mit Fresken von Cornelius; die Basilika im alt-christlichen Stil; Restauration der

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 263

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 146. Ludwig I. 1825—1848. 263 Dome zu Regensburg (gotisch^ Bamberg (romanisch) und Speier (romanisch). b. Residenz-und Hofbauten: die neue Residenz (der Königsbau mit den Nibelungenbildern von Schnorr von Karolsfeld, der Thronsaal mit den Standbildern der wittelsbachischen Ahnen von Schwanthaler); die Arkaden am Hofgarten mit Fresken, welche teils Scenen aus der bayerischen Geschichte und dem griechischen Freiheitskampfe, teils süditalienische Landschaften darstellen. c. Bauten für Pflege der Kunst und Wissenschaft: die Glyptothek im griechischen Stil nach Klenzes Plan zur Aufstellung antiker Skulpturwerke; die alte Pinakothek im Renaissancestil nach Klenze zur Sammlung von Gemälden älterer Meister; die neue Pinakothek (romanisch) für Gemälde neuerer Meister; das Gebäude der Staatsbibliothek (romanisch); die Universität (romanisch). d. Kunstwerke zur Erinnerung an historische Ereignisse und Personen: die Walhalla bei Regensbnrg (griechisch, nach Klenzes Plan); die Befreinngshalle bei Kelheim (römisch, von Gärtner und Klenze); die bayerische Ruhmeshalle mit dem kolossalen Erzgußbilde der Bavaria auf der Theresieuhöhe in München (griechisch, von Schwanthaler); die Feldherrnhalle in München zum Andenken an Tilly und Wrede (romanisch); das Siegestor am Ende der Lndwigs-straße in München (römisch, von Klenze); die Propyläen in München (griechisch, von Klenze); das Pompejannm bei Aschaffenburg (römisch); die Standbilder der Kurfürsten Maximilian I. und Max Emannel, des Königs Max I. Joseph in München, der Fürstbischöfe Julius Echter in Würzburg, Ludwig von Erthal in Bamberg, der Dichter Schiller und Goethe in München, Jean Paul in Bayreuth, Plateu in Ansbach, Wolfram von Eschenbach in Eschenbach (bei Ansbach), der Tonkünstler Orlando di Lasso und Gluck in München. Alle diese Bauten und Denkmäler, die meist aus eigenen Ersparnissen geschaffen wurden (man schätzt die Aufwendungen des Königs für die Kunst ans Privatmitteln auf 30 Millionen Mark) ließ Ludwig I. in hochherziger Weise als Staats- und Volkseigentum erklären. 7. Wie aus den eben aufgezählten Bauten und Kunstwerken «erhebe für die hervorgeht, hatte Ludwig I., der ein feinsinniger Kenner des klassischen 0ned1in-Altertums war, eine besondere Vorliebe für die griechische Kunst. Er übertrug diese Sympathie aber auch auf die Nachkommen des alten Heldenvolkes, auf die jetzigen Griechen. Das offenbarte sich am meisten im griechischen Freiheitskampf (1821—1828). Als sich die Griechen, die unter dem tyrannischen Druck der Türkenherrschaft seufzten, erhoben, um sich die Freiheit zu erringen, da nahm sich Ludwig I. mit aller Begeisterung ihrer an. Er sandte Geld und

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 4

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
4 Vii. Der Dreißigjährige Krieg. des reformierten Gottesdienstes und durch die Beseitigung von Orgeln, Altären und Bildern aus den Kirchen die Gunst der Lutheraner, die vielfach noch an den Formen und Gebräuchen der alten Kirche hingen, und machte sich durch solchen unverständigen Eifer auch seinen Nachbarn, den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, zum Gegner. Bundesgenosftn Inzwischen war Ferdinand Ii. bemüht, Bundesgenossen zu erhalten. Er hatte Glück. Es gelang ihm, den berechnenden, tatkräftigen, der katholischen Kirche treu ergebenen Herzog M aximiliani. von Bayern (§ 73, 4), die Liga, Spanien und selbst den lutherischen Kurfürsten Johann Georg von Sachsen auf seine Seite zu ziehen. Letzteren bestimmte die Abneigung gegen den Calvinismus, die Aussicht auf die Lausitz und die Furcht, es könnte der Herzog von Weimar durch seine Verbindung mit dem Böhmenkönig die Wiedererlangung der Kurwürde für die Ernestinische Linie der Wettiner anstreben, zum Bündnis mit dem Kaiser. Dagegen überließen Jakob I. von England und die ohnmächtige Union Friedrich V. seinem Schicksal. Schlacht auf dem Im Sommer 1620 zog Maximilian von Bayern, in dessen Dienst roe^enjktge tz^r kriegskundige Wallone Tzerklas von Tilly befand, mit einem ligistifcheit Heer durch Oberösterreich nach Böhmen. Die Böhmen, welche schwachen Zuzug aus Mähren und Ungarn erhalten hatten, wichen unterehristian von Anhalt und Matthias Thum bis nach Prag zurück und Tilly konnte ungehindert seine Vereinigung mit den kaiserlichen Truppen vollziehen. Im November 1020 kam es auf dem mäßen Berge bei Prag zur Entscheidungsschlacht. Nach einstündigem Kampfe war das böhmische Heer überwunden und das Los des „Winterkönigs" — so nannte man spöttisch Friedrich V., da er nur einen Winter regiert hatte, — entschieden. Auch während der Schlacht hatte er sich in seinen Tafelfreuden nicht Tilly. (Nach dem Erzstandbild in der Feldherrnhalle zu München.)

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 266

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
266 Xi. Bayerische Geschichte. Summen zur Vervollkommnung ihrer Lehreiurichtuugen, berief hervorragende Gelehrte und Dichter nach München: so den Chemiker Justus Liebig (f 1873), den Historiker Wilhelm Giesebrecht, den Kultur-historiker Wilhelm Riehl, deu Mineralogen und Dialektdichter Franz Kobell, die Dichter Emanuel Geibel, Franz Dingelstedt, Friedrich Bodenstedt, Wilhelm Hertz, Paul Heyse und Hermann Lingg, und wandte talentvollen Studierenden namhafte Stipendien zu wissenschaftlichen Reisen ins Ausland und zum Besuch fremder Universitäten zu oder unterstützte sie durch Aufnahme in das von ihm gegründete Maximilianeum in München; ferner bildete er, den Wirkungskreis der Akademie der Wissenschaften erweiternd, 1858 zur Erforschung der deutschen und bayerischen Geschichte eine historische Kommission (Vorsitzender Leopold Ranke aus Berlin) und zur wissenschaftlichen Bearbeitung technischer Fragen eine naturwissenschaftlich-technische (Justus Liebig). 6. Des Königs Kunstsinn offenbarte sich in der Wiederherstellung und Ausschmückung der alten staufischen Burg Hohenschwangau in lieblicher Alpengegend (unweit Füssen), in der Anlage der schönen Maximilianstraße in München, in der Herstellung der Parkanlagen des Gasteigberges jenseits der Isar, in der Erbauung des Maximilianenms, des Regierungsgebäudes und des großartigen bayerischen Nationalmuseums in der Maximilianstraße („Seinem Volk zu Ehr und Vorbild"), das znr Aufnahme kunstgewerblicher Erzeugnisse Bayerns von der Römerzeit bis zur Gegenwart bestimmt wurde. Um hervorragende Leistungen der Gelehrten und Künstler entsprechend zu ehren, stiftete Maximilian 1853 den „Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft". f. Bei aller Hingabe an wissenschaftliche und künstlerische Bestrebungen bewahrte der König ein warmfühlendes Herz für die Not der Armen und das Los der Verwahrlosten. Er bekundete dasselbe durch ergiebige Unterstützungen der Bedürftigen, vor allem aber durch Begründung des St. Johannisvereins, einer Wohltätigkeitsanstalt, deren segensreiche Wirksamkeit (Errichtung von Rettungshäusern und Kleinkinderbewahranstalten) sich über ganz Bayern und über alle Konfessionen erstreckt. g. Wie sehr Maximilian die Fühlung mit dem Volke aufrecht zu erhalten suchte, zeigte sich im Jahre 1858. Die Kammer hatte ein unüberwindliches Mißtrauen gegen das damalige Ministerium (v. d. Pfordten). Als der zwischen beiden ausgebrochene Konflikt eine Entfremdung des Volkes von seinem Fürsten herbeizuführen drohte, entließ der König das Ministerium mit den Worten: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke", eine Äußerung, durch welche

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 61

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 91. Friedrich Iii. Friedrich Wilhelm I. 61 § 91. Friedrich Iii. (I.) 1688—1713* Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. 1. Auf Friedrich Wilhelm folgte sein Sohn Friedrich Iii. Friedrich m. (1688—1713). Derselbe glich seinem Vater weder an Tatkraft und staatsmännischem Blick, noch an Regententugenden, wandelte aber im allgemeinen auf den von letzterem betretenen Wegen weiter, indem er das Heer verstärkte, die Kultivierung uuangebanter Flächen förderte und den Kaiser in den Kriegen, nämlich im Pfälzischen Erbschasts- und im Spanischen Erbfolgekrieg, unterstützte. — Friedrich Iii. hatte Lust cirt schimmerndem Glanz und änßeren Würden. In diesen Neigungen wurzelte sein Streben nach Erhöhung des Ranges, das um so lebhafter wurde, nachdem Wilhelm von Oramen König von England , Kurfürst August der Starke König von Polen geworden war und Hannover die neunte Knr erhalten hatte (§ 85, 11). Die Zeit-verhältniffe kamen seinen Wünschen fördernd entgegen. Um in dem unabwendbar gewordenen Spanischen Erbfolgekrieg Bundesgenossen gegen Ludwig Xiv. zu gewinnen, gab der Kaiser Leopold I. seine Zustimmung dazu, daß der Kurfürst den Titel: (Friedrich I.) König in $r®l^gun9uir Preuszen annahm. Ant 18. Januar 1701 setzte Friedrich in prunk- Königreich 1701. voller Feier zu Königsberg sich und seiner Gemahlin die Königskrone anss Haupt. Die Erhebung Preußens zum Königreich war zwar zunächst nur ein Wechsel der Form; bald aber offenbarte sich, daß sie eine tiefere Bedeutung für die Entwicklung des aufstrebenden Staates hatte. Die neue Würde wirkte anspornend auf ihre Träger, forderte gleichsam, wie Friedrich der Große meinte, ans, zum Titel auch königliche Macht zu erwerben, den Bau zu vollenden, zu welchem durch die Königsberger Tat der Grnnd gelegt wurde. Im Hinblick daraus soll Prinz Eugen geäußert haben: Die Minister seien des Henkers wert, welche dem Kaiser geraten, die preußische Krone anzuerkennen. — Der Name „Preußen" wurde später (amtlich 1772) auf alle branden-burgisch-preußischen Gebiete ausgedehnt und „schwarz-weiß" (vom Ordenskleid der Deutschherrnritter) als gemeinsame Landessarbe bestimmt. 2. Friedrich I. war bei seiner Liebe zum Schönen ein eifriger Förderung von Beschützer der Künste. Die in dieser Richtung entfaltete Tätigkeit Wissenschaft, kam in erster Linie seiner Hauptstadt Berlin zu gute, das er mit prachtvollen Bauten und herrlichen Kunstwerken schmückte (das königliche Schloß, das Zeughaus, die metallene Reiterstatue des Großen Kur-siirsten, das Schloß Charlottenburg, lauter Schöpfungen des genialen Architekten und Bildhauers Andreas Schlüter) und das ihm auch die

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 191

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 132. Regierungsantritt Friedrich Wilhelms Iv. 191 7. 1840 hatte Frankreich, wo Thiers die Staatsgeschäfte leitete, durch seine orientalische Politik eine empfindliche diplomatische Rhein mo. Niederlage erlitten. Es hatte beabsichtigt, den Vizekönig Mehemed Ali von Ägypten, der sich von der Türkei losreißen wollte und im Kampfe mit dem Sultan lag, tatkräftig zu unterstützen und sich dadurch einen für seine Stellung in Nordafrika bedeutsamen Einfluß in Ägypten zu verschaffen. Die vier Großmächte: Rußland, England, Österreich und Preußen aber erblickten in der Integrität der Türkei eine Bedingung des Weltfriedens und traten dem Streben Frankreichs entgegen. Die französische Regierung mußte ihren Plan aufgeben. Das leicht erregbare Nationalgefühl empfand dies als Kränkung und sah sich nach Ersatz für den Entgang um. Der lüsterne Blick der beleidigten Nation fiel aus deutsches Land. Wie in der Zeit Ludwigs Xiv. und der Revolutionskriege hielt man den Rhein nicht für Deutschlands Strom, sondern für Deutschlands Grenze und traf Vorbereitungen zu Eroberungen. Dabei gab man sich der Hoffnung hin, daß es der zwischen Preußen und dem konstitutionellen Süden bestehende Gegensatz nicht zu einer Einigung der Deutscheu werde kommen lassen. Allein wunderbar war die Wirkung der Verfinsterung am politischen Himmel auf das deutsche Volk. Der Einheitsgedanke trat mit aller Lebhaftigkeit in die Seele und drängte alles in den Hintergrund, was mit Mißtrauen erfüllt hatte. Alle Stämme fühlten sich zur gemeinsamen Abwehr der Gefahr verbunden. Der patriotischen Wallung jener Zeit entquollen zwei Lieder: „Die Wacht am Rhein" von Schneckenburger und Beckers Rheinlied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein, bis seine Flut begraben des letzten Manns Gebein", von welchen namentlich das letztere Gefühle wach rief, „die einen wohltuenden Gegensatz zu dem vaterlandslosen Weltbürgertum der dreißiger Jahre bildeten." Die Kriegswolke verzog, ohne sich zu entladen. Thiers wurde gestürzt und der friedliebende Qnizot kam ans Ruder. Aber die Stimmung, die in Deutschland angefacht war, blieb; sie fand 1842 einen begeisternden Ausdruck gelegentlich der Grundsteinlegung für den Ausbau des Kölner Domes, dieses großartigsten, erhabensten Denkmals mittelalterlicher Baukunst. Friedrich Wilhelm Iv., der mit anderen deutschen Fürsten dem religiös-patriotischen Feste anwohnte und die Weiherede hielt, brachte die Vollendung des Tempels in Beziehung zum Ausbau des gemeinsamen deutschen Vaterlandes und rief der Nation die beherzigenswerten Worte zu: „Deutschland baut diese Tore — so mögen sie für Deutschland durch Gottes Gnade die Tore einer neuen großen Zeit werden. Der Geist, der diese Tore baut, ist derselbe, der vor 29 Jahren
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